Aus der Reihe Natur Pur des Neuen Tags

Hat nix mit Mädels zu tun

LBV-Natur-Kenner Wolfgang Winter über das Mädesüß

Der Name dieser verbreiteten Pflanze führt auf eine falsche Fährte: Mit süßen Mädchen hat er (aller Wahrscheinlichkeit nach) nichts zu tun. Das Mädesüß, das im Juli an den Ufern von Bächen und Flüssen, aber auch an Wegrändern in Auen und auf brach liegenden Tal-Wiesen blüht, ist verbreitet und nicht selten. Die luftigen gelblich-weißen Blüten erinnern an eine Holunder-Blüte, erscheinen aber später im Jahr.

Der angenehme Duft wirkt nicht nur auf Spaziergänger, sondern zieht auch eine bunte Vielfalt von Insekten an: besonders Wildbienen, Schwebfliegen  und einige Schmetterlingsarten „fliegen“ auf die Blüten.

Der „Mädesüß-Perlmuttfalter“ hat, obwohl er nach der Pflanze benannt ist, kein besonderes Interesse an den Blüten; vielmehr legt er seine Eier an den gefiederten Mädesüß-Blättern ab, die dann von den geschlüpften Raupen verzehrt werden. Die Falter dagegen ernähren sich vorwiegend vom Nektar aus  Flockenblumen und Disteln. Es ist also eine Kombination von Pflanzenvorkommen, die diesem Falter Ernährung und Fortpflanzung möglich macht.

Obwohl Mädesüß häufig und verbreitet ist, werden Insekten, auch solche, die sich davon ernähren, dramatisch selten. Warum das so ist, erklärt eine Studie, die der LBV in oberpfälzer Flussauen  durchgeführt hat, und die auf www.lbv.de/naturschutz/standpunkte nachzulesen ist: Im Wesentlichen ist es die Intensivierung der konventionellen Landwirtschaft, die den Blütenreichtum von Wiesen und Rainen stark ausdünnt.

 

Häufiges Mähen und Zurückdrängen von Randstreifen, sowie Einsatz von „Pflanzenschutz-Mitteln“ zeigen hier Wirkung.

Die „Spierstaude“, wie das  Mädesüß auch heißt ist auch in der Pflanzen-Heilkunde bekannt. Sowohl die Blüten, wie auch die Wurzeln enthalten viel Salicylsäure. Dieser Stoff ist vielen als wesentlicher Bestandteil von Schmerz- und fiebersenkenden Mitteln bekannt.


Und hier liegt möglicherweise der Schlüssel zum Namen dieser Pflanze:

Die alten Germanen hielten viel von Honig und kannten die Methode der Vergärung desselben zu Wein, oder Met, den sie, so wird vermutet, zumindest gelegentlich in ordentlichen Mengen tranken. Das konnte aber auch zu ordentlichen Kopfschmerzen führen.

Wurde der Wein aber mit Blüten oder getrockneten Wurzeln dieser Pflanze versetzt, die dann die Salicylsäure in den Wein abgab, tat der Schädel am nächsten Tag nicht gar so weh: Sie hatten sich damit also den Genuss des „Mets versüßt“.