Der Bundestag ist gewählt und schon steht die nächste deutschlandweite Wahl ins Haus:

Gemeinsam mit dem NABU (Naturschutzbund Deutschland) ruft der Landebund für Vogelschutz in Bayern zur zweiten öffentlichen Wahl des Jahresvogels für´s kommende Jahr auf.

Noch etwa zwei Wochen, bis zum 18. November, sind  fünf Kandidaten im Rennen. Bayernweit haben bisher ca. 14.000 Naturfreundinnen und -freunde ihre Stimme für einen der bunten Vertreter der heimischen Vogelwelt abgegeben. 

Im vergangenen Jahr war die Wahl auf das Rotkehlchen gefallen, mit dem  in 2021 als vorderstem Vertreter von Deutschlands Vögeln Naturschutz-Themen in die Öffentlichkeit getragen wurden. 

Für das kommende Jahr wurden 5 Arten auf die „Shortlist“ gesetzt:

Neben Wiedehopf und Steinschmätzer, die wegen ihrer sehr speziellen Lebensraum-Ansprüche sehr selten sind, können Mehlschwalbe, Blut-Hänfling und Feldsperling angekreuzt  werden:


Der virtuelle Wahlzettel ist auf www.vogeldesjahres.de  zu finden. Die Wahl ist schnell und unkompliziert möglich. Jede Art steht für ein spezielles Naturschutz-Thema.

Pixabay, gemeinfrei, TheOtherKey
Pixabay, gemeinfrei, TheOtherKey

Mit dem Slogan: Mut zur Brache geht der Steinschmätzer auf Stimmenfang.Der spatzengroße Vogel kommt in den Gebirgen Europas und Asiens vor, wo die Landschaft offen und „steinreich“ ist, Brachflächen mit wenig Gehölz und offenen Bodenstrukturen sind für ihn das ideale Zuhause. Damit kommen für ihn sowohl alpine Matten als auch  Dünen an den Küsten, Tagebaugebiete und Truppenübungsplätze als Lebensraum in Frage. In der Oberpfalz wird man die Art kaum als Brutvogel antreffen, in den Zugzeiten, also früh im Jahr und ab August, sind gelegentlich ziehende Steinschmätzer einzeln oder in kleinen Trupps zu sehen.

Weibchen, Pixabay, gemeinfrei, JacekBen
Weibchen, Pixabay, gemeinfrei, JacekBen

Der sagenhafte Wiedehopf, der vor Jahrtausenden  dem König Salomon Botschaften von der Königin von Saba überbracht haben soll, wirbt heute mit der Forderung: Gift ist keine Lösung um die Wahl zum Vogel des Jahres.

LBV Bayern, Flickr, Ursi Wagner
LBV Bayern, Flickr, Ursi Wagner

Der drossel-große Vogel ist mit seiner Federhaube und dem kontrastreichen Gefieder kaum zu verwechseln. Sein Lebensraum sind ausgedehnte Obstgärten, sandige Offenlandschaften, extensiv bewirtschaftete Weinberge und Heiden. Wichtig ist dabei reichhaltiges Vorkommen von großen Insekten, vor allem Maulwurfsgrillen und Großschrecken-Arten. Gifteinsatz und Intensivierung der Landnutzung setzen der Art schwer zu. In Bayern wird der Bestand auf kaum zehn Brutpaare geschätzt.

 

Mehr Hecken zum Verstecken steht auf den Plakaten des Bluthänflings.

LBV Bayern, Flickr, Hans-Dieter Rauer
LBV Bayern, Flickr, Hans-Dieter Rauer

Das kleine Vögelchen mit dem markanten und vielfältigen Gesang ist in Siedlungen mit strukturreichen Gärten und in gebüsch-reichen Feldfluren nicht häufig aber doch verbreitet, sowohl Siedlungs- wie auch Waldränder bis in die Latschenzone der Gebirge bieten ihm Brutplätze. In der Oberpfalz kann man ihn vielerorts als regelmäßigen Brutvogel beobachten. Der Name rührt von der roten Farbe auf Brust und Kopf des Männchens und dem Hanf, dessen Samenkörner gerne als Nahrung angenommen werden. Die Hauptnahrung der Arten sind Pflanzensamen verschiedener Wildkräuter, weshalb ihr die Intensivierung der Landnutzung und vor allem das restlose Mähen und Mulchen von Säumen, Graben- und Wegrändern schwer zu schaffen macht.

 

Ein brandaktuelles politisches Thema ist das Wahlkampf-Motto für die Mehlschwalbe: Mieterschutz für Vögel!

Offene, insektenreiche Landschaften, gerne auch der Luftraum über großen Gewässern werden zur Jagd auf Flug-Insekten aufgesucht.

Pixabay, gemeinfrei, Georg Wietschorke
Pixabay, gemeinfrei, Georg Wietschorke

Gebrütet wird ausschließlich in Siedlungen: ein geschlossenes Hablkugel-Nest aus Lehm-Speichel-Gemisch wird an die Außenwände von Gebäuden geklebt. Demnach sind der dramatische Rückgang von Insekten und das Fehlen von Pfützen auf Feldwegen und in Gärten die größten Probleme dieser Schwalben-Art. Mehlschwalben nehmen gerne künstliche Nester an, die im Fachhandel zu erwerben sind. Häufig wäre aber die beste Unterstützung, vorhandene Nester nicht herunterzuschlagen und weitere zuzulassen; ein einfaches Brettchen unter einer Nest-Reihe am Dachvorsprung verhindert die Verschmutzung der Hauswand.

Der Feld-Sperling als fünfter Kandidat weist mit Ohne Gehölz – ohne mich  auf eines seiner drängendsten Probleme hin.

LBV Bayern, Flickr, Friedrich Hartl
LBV Bayern, Flickr, Friedrich Hartl

Brutstätte sind alte Bäume mit vielen Höhlen. Nistkästen werden gerne angenommen und auch Spalten und Nischen unter Dächern und Fassaden-Verkleidungen. Neben geeigneten Brutplätzen braucht dieser nahe Verwandte des Spatzes ein reiches Angebot an Insekten für die Aufzucht der Brut und verschiedene Sämereien von Kräutern und Stauden als Ganzjahres-Nahrung. Dieses abwechslungsreiche Nahrungsangebot ist unerlässlich und leider durch Gift-Einsatz und „Sauberhalten“ von Gärten und Landschaft selten geworden.

 

Mehr Informationen zu den fünf „gefiederten Kandidaten“, ihren Lebensräumen, Erkennungsmerkmalen und Aufnahmen der Rufe und Gesänge sind auf den Ratgeber-Seiten des LBV (www.lbv.de/ratgeber/naturwissen) zu finden.

 

Das wählen geht schnell doch die Wahl ist  nicht einfach: wählt man nach dem Aussehen den Wiedehopf, nach der Seltenheit den Steinschmätzer, nach dem ausgefallenen Namen den Blut-Hänfling, oder nach der Bekanntheit die Mehlschwalbe?

 

Mein Favorit ist der Feldsperling: gar nicht so selten und doch oft verkannt, weil die Verwechslung mit dem Haussperling nahe liegt, ist er ein guter Einstieg, in die Vogelbeobachtung. Man kann Feldsperling häufig auch einfach aus dem Fenster am Futterhäuschen oder in Staudenbeeten im Garten beobachten. Anders als beim Haussperling (Spatz) sehen beim Feldsperling Männchen und Weibchen gleich aus: beide haben eine schoko-braune Kappe auf dem Kopf und einen dunklen Fleck an der Backe. Dadurch sind sie deutlich von Spatzen zu unterscheiden.