Aus der Reihe "Natur Pur" im Neuen Tag

Waldgiraffen

LBV-Natur-Kenner Wolfgang Winter über den Wert der Artenkenntnis und Naturbeobachtung

Bild gemeinfrei von Pixabay
Bild gemeinfrei von Pixabay

Die dunkelschönen Augen einer Kuh, die aus einem Giraffen-Kopf herausschauen,  der vor einem massigen Bullen-Körper sitzt, der wiederum hinten mit einem Zebra-Arsch aufhört, das sind die Erkennungs-Merkmale eines Okapis. Diese auch „Waldgiraffen“ genannten Tiere leben in den Regenwäldern Zentralafrikas.In den oberpfälzer Wäldern wird man dieses seltsame Wesen nicht antreffen können. Selbst in deutschen Zoos ist das Okapi, im Gegensatz zu den nahe verwandten Giraffen, nicht selbstverständlich.

Eine sehr schöne Gelegenheit, die Art zumindest literarisch kennenzulernen, ist ein Buch: In ihrer detailfreudig und geistvoll erzählten Verliebtheits-Geschichte  „Was man von hier aus sehen kann“ lässt die Autorin Mariana Leky hin und wieder ein Okapi erscheinen (was im Roman leider immer Unheil bedeutet).


Ebenfalls in diesem Buch nennt Leky mehrmals einen buddhistischen Lehrsatz, der sehr bemerkenswert ist:

Wenn wir etwas anschauen, kann es aus unserer Sicht verschwinden, aber wenn wir nicht versuchen, es zu sehen, kann dieses Etwas auch nicht verschwinden

Auf den ersten Blick klingt das nach Blödsinn. Aber ein zweiter und ein Nachdenken darüber könnte sich lohnen.

Wenn wir nicht versuchen, es zu sehen, kann es auch nicht verschwinden. Wir würden zumindest nicht bemerken, dass  verschwindet, was niemand zu sehen versucht hat.

Hätten nicht engagierte Naturbeobachter und Vogelschützer in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts den Rückgang verschiedener Greifvogelarten beobachtet und darauf hingewiesen, wären manche Arten vermutlich für immer verschwunden, und DDT wäre nicht verboten worden.

 

Seeadler: Fredy Voss
Seeadler: Fredy Voss

Sperlingskauz: Bild anonym
Sperlingskauz: Bild anonym

Wer würde bemerken, dass etwa Braunkehlchen in unsere Feldfluren fast ausgerottet sind, wenn nicht „Freaks“ den Gesang und das Verhalten dieses kleinen Vögelchens kennen und beobachten würden. Wer kann heimisch Orchideen-Arten unterscheiden und so Hinweise auf Bestandsrückgang oder Ausbreitung geben?

Es lohnt sich „etwas anzuschauen“ oder, Pflanzen- und Tierarten bestimmen und unterscheiden zu können. Das kann eine sehr schöne Reise in ungeahnt vielfältige Welten sein, und es kann wichtig sein.

Es wird immer wichtiger!!

 

Solange Gruppen-Exkursionen nicht möglich sind, bieten die Seiten: www.lbv.de/ratgeber oder die Seite der Kreisgruppe des Landesbundes für Vogelschutz: neustadt-weiden.lbv.de/naturwissen einen guten Einstieg in die Artenkenntnis. Dort wird auch das aktualisierte Programm zu finden sein, sobald Veranstaltungen wieder möglich sind.