LBV-Natur-Kenner Wolfgang Winter über die Wespenspinne

Gefährlicher Name, gefährliches Outfit

Aus der Reihe "Natur Pur" im Neuen Tag

Foto: V. Bauer
Foto: V. Bauer

Das Wort Spinne lässt viele Menschen schaudern, wenn es dann auch noch mit dem Namen eines nicht minder gefürchteten Tieres verbunden ist, klingt das erst recht gefährlich. Aber wie bei Wespe oder Spinne alleine, gibt es bei der Wespenspinne erst recht keinen Grund zur Beunruhigung:

Sie gehört mit 2 Zentimeter Körperlänge  zwar zu den größten Spinne Deutschlands, ihre Giftstacheln sind aber zu kurz und zu schwach, um Menschenhaut zu durchbohren. Sie ist also einfach nur schön und mit der ungewöhnlichen schwarz-weiß-gelben Zeichnung auf dem Rücken auch nicht zu verwechseln. Zumindest gilt das für die Weibchen. Wespenspinnen-Männchen sind deutlich kleiner und auch nicht so auffällig gefärbt, können also durchaus für irgendeine andere kleine Spinne gehalten werden.

Beide Geschlechter bauen ein sogenanntes „Radnetz“, das  von anderen Spinnennetzen gut zu unterscheiden ist, da es von der Mitte abwärts ein auffälliges Zick-Zack-Band aus verstärkten Seidenfäden hat, das vermutlich der Stabilisierung dient. Das Netz wird etwa einen halben Meter über dem Boden gebaut, und die Spinnen fangen damit  alles Kleingetier bis zu ihrer eigenen Größe, das in dieser Höhe unterwegs ist. Das sind vorwiegend Heuschrecken, die demnach die Hauptnahrung von Wespenspinnen-Weibchen  bilden. Zu deren Nahrung gehören häufig auch „ihre“ Männchen, die in aller Regel nach der Begattung, die im Netz des Weibchens stattfindet, nicht schnell genug davon kommen, und nach der Paarungsstarre des Weibchens von diesem für Beute gehalten, blitzschnell eingesponnen, gestochen, vergiftet und ausgesaugt werden. Die Weibchen leben dann noch ein paar wenige Monate, bis sie in den ersten Frostnächten den Tod finden.


Foto: Pixabay, gemeinfrei, Jürgen Richterich
Foto: Pixabay, gemeinfrei, Jürgen Richterich

Vorher legen sie ihre Eier in einem Paket ab, das mit einem Gespinst umwickelt und an Pflanzenstängel in geringer Höhe über dem Boden geheftet wird. Die Eier überdauern den Winter und Ende April, Anfang Mai schlüpfen die kleinen Spinnen, die sich bis zu zehn mal häuten müssen, bis sie ausgewachsen sind.

Die voll entwickelten  Weibchen sind etwa ab August an Wegrändern, in Auwäldern und gelegentlich auch in Gärten zu sehen.

 

Foto: Pixabay, gemeinfrei, Rollstein
Foto: Pixabay, gemeinfrei, Rollstein

Die Spinne ist seit knapp hundert Jahren in Süddeutschland verbreitet und kommt gelegentlich häufig vor.

Wie für viele andere Arten ist es auch für die Wespenspinne von großer Bedeutung, ob ihr Lebensraum im Herbst oder noch vor Einsetzen des Frühlings „sauber aufgeräumt“ wird, oder nicht.  Viele Gliederfüßer (in diesem systhematischen Stamm werden Spinnen, Krebstiere, Hunderfüßler und Insekten zusammengefasst) überwintern in unterschiedlichen Entwicklungsstadien an oder in Pflanzenhalmen. Wenn im Herbst der Garten „abgeräumt“ und dabei alles trockene Pflanzenmaterial weggebracht wird, werden damit auch unzählige Kleinst-Lebewesen fortgeschafft. Je mehr stehen bleiben darf und erst im näxten Mai weggebracht wird, desto mehr Schmetterlinge, Käfer, oder eben auch Wespenspinnen bereichern dann im neuen Jahr den Garten.

 

Weitere wertvolle Tipps zur ökologischen Aufwertung des Lebensraumes Garten sind  auf den Ratgeber-Seiten des LBV über www.lbv.de/ratgeber zu finden.