Zwischen Hainsimse und Haselwurz: Artenkenntnis im Lerautal

Josef Schieder (Zweiter von rechts) aus Leuchtenberg ist im Lerautal sozusagen zu Hause. Zusammen mit Wolfgang Winter (rechts) führte er die AG Artenkenntnis bis zur malerischen Wilfslohklamm. Bild: GW
Josef Schieder (Zweiter von rechts) aus Leuchtenberg ist im Lerautal sozusagen zu Hause. Zusammen mit Wolfgang Winter (rechts) führte er die AG Artenkenntnis bis zur malerischen Wilfslohklamm. Bild: GW

Was wächst denn da? Diese Frage stand im Mittelpunkt der Exkursion, die die AG Artenkenntnis Mitte Mai ins wildromantische Lerautal bei Leuchtenberg unternahm. Wolfgang Winter und Josef Schieder führten die wissensdurstige Truppe durch den Wald bis zur Wolfslohklamm. Teils folgte man dem Prädikatswanderweg "Goldsteig", teils watete man durch wadenhoch aufragende Brennnesseln. Botanische Sensationen machten sich zwar rar, aber auch künftige Artenkenner müssen klein anfangen.

 

Wie man Farne unterscheiden kann, zeigte Wolfgang Winter anhand von Dornfarn, Wurmfarn und Frauenfarn, die den Pfad unter hohen Fichten säumten. Der Sauerklee fühlt sich in der feuchten, frischen und schattigen Umgebung ebenso wohl wie die gewöhnliche Haselwurz, deren Blüten unter der Erde wachsen. An Gräsern fanden sich Seegras-Segge, Frühlings-Hainsimse und Hain-Rispengras. "Die Seegras-Segge wird sich wohl ausbreiten", mutmaßte Experte Winter.

 


Auf der feuchten Wiese zwischen Wald und Wasserlauf gedeihen neben reichlich Brennnesseln der blauviolett blühende "kriechende Günsel", Gundermann, Giersch, Sternmiere, die purpurrote Taubnessel und Baldrian. Wolfgang Winter erklärte: Die Flora auf der Wiese erscheine, obwohl sie gar keinen besonderen Artenreichtum aufweise, deshalb so "wild", weil ein solcher Anblick inzwischen selten geworden sei.Aber auch Brennnesseln und Co. sind ökologisch nicht zu unterschätzen, bieten sie doch zahlreichen Insekten Nahrung. Überlässt man die Fläche weiterhin der Natur, werde sie verwalden - "die Fichten nehmen wohl überhand", meinte Winter. Denn sie haben im Unterschied zu Ahorn, Linde, Buche, Birke, Eiche, Eberesche, Weißdorn und Holunder, die sich ebenfalls nahe des Bachlaufs finden, keinen Verbiss durch Rehe zu befürchten. Einhegen ließen sich die gefährdeten Bäumchen nicht, da die Wiese öfter überschwemmt werde und Zäune dem nicht lange standhielten.

  

Josef Schieder versorgte die Truppe immer wieder mit Hintergrundinfos zum gut 90 Hektar großen Naturschutzgebiet Lerautal. Es geht zurück auf den Bau der Ostmarkstraße, der heutigen B22, in den 1930er Jahren. Damals wurden Granitfindlinge als Pflastersteine verwendet, was man 1938 mit der Unterschutzstellung unterbinden wollte. Auch einen Brunnen zeigte Josef Schieder den Artenschützern: Das Lerautal sicherte lange Zeit die Trinkwasserversorgung von Leuchtenberg. Dass der Klimawandel auch hier seine Spuren hinterlassen hat, verdeutlichte eine weitere Anekdote. Noch 2008, erzählte Josef Schieder, gab es einen Bachlauf am Hang zur Wolfslohklamm. Davon ist heute nichts mehr zu erahnen.

Wolfgang Winter zeigte den Teilnehmern, welche Gräser in der schattigen, feuchten Umgebung des Lerautals gedeihen. Der Boden ist dunkel und ebenfalls feucht. An Arten gab es unter anderem zu entdecken (der Reihe nach): gewöhnliche Haselwurz, Wurmfarn, Kälberkropf, purpurrote Taubnessel, Feldhainsimse, kriechender Günsel, Seegras-Segge, Vogelmiere. Auch wenn diese Pflanzen eher unspektakulär sind, ziehen sie viele Insekten an. Bilder und Text: GW (8) und V. Bauer.