Aus der Reihe Natur Pur des Neuen Tags

Ausgeturtelt?!

LBV-Natur-Kenner Wolfgang Winter über die Turteltaube

Es ist nicht immer nur toll wenn man es zum „Wasauchimmer des Jahres“ gebracht hat. Diese Kür kann auch ein Hinweis auf eine drohende Gefährdung oder Not sein.

In Weiden und Umgebung kommen fünf Taubenarten vor:

In der Innenstadt und anderen Siedlungsgebieten ist die von verwilderten Haustauben  abstammende Straßentaube häufig. Sie kann verschiedene Gefiederfärbungen haben.Die größte einheimische Taubenart ist die Ringeltaube, die in Wäldern, in offenen Landschaften und in Siedlungen mit Bäumen heimisch und häufig ist.

Die Türkentaube, zierlich, grau-rosa mit auffälligem Halsring, brütet in gehölzreichen Siedlungen und kommt bei uns nicht selten vor.Sehr heimlich lebt die Hohltaube in größeren buchenreichen Waldgebieten, sie braucht die Höhlen von Schwarzspechten. Die Bestände der Hohltaube haben sich seit einem Tiefststand in den 70er Jahren deutlich erholt, was einem ökologisch bewussteren Wirtschaften in vielen Wäldern zu verdanken ist.

 

Der Vogel des Jahres 2020 dagegen, die Turteltaube befindet sich in einem „dramatischen Sinkflug“. Die Hälfte ihres Brut-Bestandes in Deutschland ist in den vergangenen zehn Jahren verschwunden.

 

Informationen über Aussehen, Lebensweise, Gefährdung des „Vogels des Jahres“ sind nachzusehen auf www.lbv.de/ratgeber/naturwissen.de

 


Wo sie vorkommt, ist sie an ihrem Turr-Turr-Turr-Gesang im Sommer eindeutig zu erkennen. In und um Weiden ist das aber, wie in ganz Europa, sehr selten geworden. Die kontrastreich gefärbte kleine Taube ist nur noch mit wenigen Brutvorkommen vertreten, so z. B. In der Waldnaab-Aue.

 

Turteltauben leben in ihren Sommer-Lebensräumen vorwiegend von  Wildkräuter-Samen. Die voranschreitende Intensivierung der Landwirtschaft sorgt hier für eine dramatische Verknappung. Hinzu kommt, dass Raine, Weg- und Straßenränder oft mehrmals im Jahr gemäht oder gemulcht werden, um „ordentlich“ auszusehen. Erkauft wird diese „Ordentlichkeit“ damit, dass Blumen und Kräuter nicht zur Reife gelangen, und ihre Samen so nicht als Nahrung für Turteltauben und andere Vogelarten zur  Verfügung stehen.

 

Den Winter verbringen Turteltauben in Afrika. Der Flug dorthin ist riskant: noch immer werden im Mittelmeer-Raum zig-Tausende  Tauben mit Netzen und Flinten beim Durchzug gejagt.

 

So sind  die  Intensivierung der Landwirtschaft in Mitteleuropa und der massenhafte Vogelmord in Südeuropa und Nord-Afrika dabei, der Turteltaube den Garaus zu machen:

 

Für keine andere in Deutschland brütende Vogelart gibt es einen „Single Species Action Plan“, in dem sich alle EU-Staaten verpflichten, gezielte und definierte Maßnahmen zum Erhalt der Turteltaube zu ergreifen.

 

Wünschen darf man sich alles. Zu hoffen und zu fordern ist, dass diese Maßnahmen ergriffen werden und helfen, diese hübsche Taubenart und mit ihr viele andere, weniger auffällige Arten unserer Feldfluren zu retten.