Der eigentliche Scherbenhaufen

Leserbrief zum Artikel des NT am 19.11.2020 „Vom Flachglas- Traum bleiben nur Scherben“

von Simone Schaller (Sprecherin lokale Agenda 21 und Mitglied des LBV Weiden- Neustadt

Bild: Pixabay gemeinfrei v. H. Braxmeier
Bild: Pixabay gemeinfrei v. H. Braxmeier

 

Die Firma Flachglas Wernberg hat am 26.10.20 der Gemeinde Mantel mitgeteilt, dass die Industrieansiedlung „Weberschlag“ aus wirtschaftlichen Gründen nicht umgesetzt werden kann. Begründung: die wirtschaftliche Lage der Firma und nicht ausreichende Sicherheiten für die Bankkredite – wegen Corona.

Verschwunden die Hoffnung auf vermeintliche 250 Arbeitsplätze, traurig genug.

Verschwunden auch 10 Hektar Wald, die dafür zeitig gerodet wurden. In Zeiten von Klimawandel und von dem von der Staatsregierung immer wieder skandiertem Bemühen, die ausufernde Flächenversiegelung in den Griff zu bekommen, ist das wirklich ein Skandal.


Und geradezu zynisch mutet an, dass die Firma ganz nebenbei noch verlauten lässt, dass sie im näheren Umfeld ihrer jetzigen Standorte Luhe und Wernberg dennoch Erweiterungspläne hat. Also die Suche nach noch mehr Flächen, die evtl. gerodet und überbaut und damit der Natur entzogen werden würden.Die Gemeinde Mantel sucht jetzt verständlicher Weise eine neue Nachnutzung für das Riesenareal. Ein Logistiker könnte es vielleicht werden, aber wo bleiben da die Arbeitsplätze, auf die die Gemeinde gehofft hatte?Ich hätte zwei andere Lösungsansätze, die die an der Natur und auch am Menschen angerichteten Schäden zumindest reduzieren könnten:

 

Für die Natur wäre es am besten, zumindest den größten Teil der Fläche sofort wieder aufzuforsten, und zwar mit Laubmischwald. Eine Anreicherung mit verschiedenen Biotopstrukturelementen (Totholz, Steinhaufen etc.) wäre für Reptilien, Insekten und Vögel ein sofort wieder nutzbarer Lebensraum. Das wäre auch ein wichtiger Beitrag zum Artenschutz.


 

Ich könnte mir auch vorstellen, was für die meisten unserer Politiker wahrscheinlich utopisch klingt, aus der 10 Hektar großen Fläche ein interkommunales Industrie-/Gewerbegebiet zu machen. Da böte sich doch eine Zusammenarbeit z. B. mit der Stadt Weiden an. Diese sucht ja händeringend nach neuen Flächen für erweiterungsbedürftige in Weiden ansässige Firmen. Dann könnte über die Notwendigkeit und Größe des höchst umstrittenen GE West IV neu nachgedacht werden. Wenn damit der große Druck von der Stadt genommen wäre, kann vielleicht auch mit anderen Umlandgemeinden neu in die Zukunft gedacht werden. Und für die Gemeinde Mantel läge der Vorteil darin, dass zeitnah Firmen ansiedeln würden, qualifizierte Arbeitsplätze entstünden und sich die Kosten deutlich reduzieren ließen. Bei interkommunalen Gewerbegebieten sind anteilig für die Beteiligten auch die so wichtigen Gewerbesteuereinnahmen gesichert. Wie das geht, hierfür gibt es auch in Bayern schon gute Beispiele.

Ich fürchte, dass meine beiden Vorschläge Utopien bleiben werden, schade! Unsere Heimat hätte es verdient, auch mit nicht alltäglichen, aber für Mensch und Natur vernünftigen Lösungen in eine nachhaltigere Zukunft geführt zu werden.