Mit Gummistiefeln und z.T. blanken Händen im schlammigen Wasser, dessen Temperatur nur knapp über dem Gefrierpunkt liegt … Was in diesen kühlen Tagen für die meisten von uns unvorstellbar wäre, haben 20 Fischer des Etzenrichter Fischereivereins am 24.10. nicht nur gern auf sich genommen. Sie hatten auch offenbar noch Freude dabei. Denn für die frostigen Zehen entlohnte das gute Gefühl, als Garant der Artenvielfalt in der Trippacher Weiherkette zu fungieren.
Die motivierte Gruppe um Vorsitzenden Fritz Kick fischte an diesem Tag nämlich für die LBV-Naturschutzgruppe Weiherhammer und Umgebung. Beim sogenannten Hegefischen geht es darum, die Anzahl von Fischen möglichst klein gehalten, um den Konkurrenzdruck auf Amphibien und anderes Kleingetier wie etwa Wasserkäfer und Libellen möglichst zu reduzieren. Denn sich im Rückzug befindliche Tierarten haben in einem Weiher voller Raubfische kaum die Chance, langfristig zu überleben oder sich zu vermehren. Das sollte in der Weiherleite anders sein.
Deshalb hat der LBV die 4,3 ha große Fläche 2002 gekauft, die Amphibien wie dem Laubfrosch, der Knoblauchkröte oder dem Kamm-, Berg- und Teichmolch hervorragende Lebensbedingungen bietet.
Dabei ist die Weiherkette als artenreicher Lebensraum ein echtes Kleinod im Landkreis. Vom Ziel einer möglichst naturnahen Bewirtschaftung und dem Verzicht auf eine wirtschaftliche Nutzung profitiert neben Libellen wie der Glänzende Binsenjungfrau auch die Fauna. Die Pflege der LBV Naturschutzgruppe Weiherhammer u.U. rund um Adolf Küblböck trägt hier gut erkennbar Früchte.
Ohne die langjährige fachliche Unterstützung des Etzenrichter Fischereivereins, der den Prozess der Entwicklung der Fläche von Anfang an mit begleitete, wäre aber vieles nicht möglich gewesen.
Und wie einsatzbereit die Truppe aus Etzenricht ist, konnten die 10 Zuschauer bestaunen, als sich z.B. vier Männer und zwei Frauen in Wadhosen bis zur Hüfte durch den eisigen Schlamm arbeiteten, um Karpfen, Weißfische, Schleien, Rotaugen, Rotfedern und Barsche aus dem 0 Grad kalten Restwasserfläche zu käschern, in der sich nach dem Absenken des Wasserstandes, für den Georg Stark und Dolf Küblböck die Fische sammelten. Genau so kalt sollte es auch sein, denn nur bei niedrigen Herbsttemperaturen kann für die Fische der Stress beim Umsetzen in die vereinseigenen Gewässer in Steinfels minimiert werden, weil der Sauerstoff nicht knapp wird.
Zügig, in weniger als zwei Stunden, waren alle Fische in Wassercontainer umgesiedelt und transportbereit für die 15 Minuten bis zum neuen Zuhause.
Dass sich ihr Einsatz gelohnt hat, bestätigten den Etzenrichter nicht nur die Worte von Organisator Adolf Küblböck, der sich von ganzen Herzen für das handwerklich perfekte Hegefischen bedankte. Die Fischer konnten es an den Teichmuscheln zu ihren Füßen erkennen, deren Zahl zugenommen hat und die somit dokumentieren, dass hier noch vieles für die Natur in Ordnung ist. Auch die Wasserqualität.
Das Hegefischen am 24.10. war nicht das erste und es wird auch nicht das letzte sein. Jetzt sind aber erst einmal wieder die LBVler dran. Sie müssen die Bretter zum Anstauen erneuern.
Text: Verena Bauer; Bilder: Adolf Küblböck