In der Stadt sollte man die Natur nicht nur als Dienstleisterin sehen, aber sie auch als solche würdigen

Für den LBV führt Simone Schaller mit einer Reihe von Naturliebhaber*innen auf dem stadtökologischen Lehrpfad durch Weiden, den sie im Rahmen der Agenda 21 selbst mit initiiert hat.

Stadt und Natur sind keine Gegensätze - auch wenn die Besucher der Innenstadt Weiden beim Anblick von Geschäften, Häuserfassaden und Kopfsteinpflaster ihre Gedanken meist lieber der Geschichte zuwenden - gemacht, durchlebt und durchlitten von Menschen. Die Natur sucht man eher im Wald, der zudem möglichst unbeeinflusst von Homo sapiens sein sollte. 

Dass die Natur in Weiden im wahrsten Sinne des Wortes aber auf Schritt und Tritt und mit jedem Atemzug entdeckt werden kann, das zeigt Simone Schaller von der Agenda 21 und der LBV-Naturschutzgruppe Weiden-Neustadt einer kleinen Gruppe von Interessierten an einem sonnigen Septembersonntag. 

Die Vielfalt des Wechselverhältnisses zwischen Stadt und Natur ist dabei schier unüberblicklich für die naturinteressierten Laien: Beim Gneis vom Fischerberg, der in der Stadtmauer verbaut ist, ist die Natur nur willfährig nutzbare Resource für die Stadtbauer.


Der im Mittelalter durch die Stadt geleitete Stadtmühlbach und auch die Naab stellen Elemente des Katastrophenschutzes dar, bieten Rettung bei Feuersbrunst oder sicher die Stadt gegen Angreifer. In Form der zwei Eichen am Schlörplatz und vieler anderer Bäume wird die absichtlich angesiedelte Natur zum Lebens(qualitäts-)spender, indem sie Sauerstoff offeriert und Feinstaub bindet.

Ganz nebenbei schaffen diese Dienstleister des Menschen aber auch den Tieren einen Lebensraum. "Eine Eiche kann bis zu 423 Insekten und Vogelarten eine Heimat bieten", informiert Simone Schaller, der es gelingt, ihre Zuschauer stets im Bann zu halten, indem sie zwischen beeindruckendem Zahlenmaterial und emotional ansprechenden narrativen Passagen hin und her changiert. Zu den schönen Bilder im Kopf gehört auch die Vorstellung, dass sich der untere Markt jedes Jahr für ein paar Wochen in eine Insektenweide verwandelt. 


Typisch für die Stadtnatur ist aber auch, dass vor allem solche Pflanzen und Tiere im städtischen Raum geduldet werden, die den Menschen weder optisch noch sonst wie belästigen und so wird nicht immer die heimische Flora als Bepflanzung ausgewählt, sondern auch gerne hübsch blühende Zierpflanzen oder amerikanische Linden, die die Passanten nicht mit klebrigen Früchten belästigen. Dort , wo Menschen viel Zeit verbringen, müsse man auch Wege finden, wie Mensch und Natur konfliktarm miteinander auskommen können. Diese Pragmatik ist Simone Schaller wichtig. 

Wenn wir endlich anfangen, die Stadt als Lebensraum für die Natur wahrzunehmen, entdecken wir viele Räume, in denen man Pflanzen und Tieren mit einfachen Mitteln das Leben in der Stadt ermöglichen kann.


Und das geschieht schon vielerorts: Sei es nun, dass an vielen Stellen rankende Efeu, der nicht nur vielen Arten einen Rückzugsort bieten, sondern noch spät im Jahr den Insekten dringend benötigte Nahrung liefern kann ... sei es die Mauervegeation mit ihren Flechten, Mossen und Kräuter, die man einfach auch mal zulassen kann ... oder seien es die Kopfweiden, die als Kulturpflanzen in ihrem zugeschnittenen "Schädel" voller Leben wuselt. 

Den Teilnehmer*innen der Exkursion wurden an diesem Sonntag auf jeden Fall die Augen geöffnet für die Schönheit der Natur mitten im Kerngebiet menschlicher Zivilisation ... in der Stadt ... in unserem Weiden. 

Wer sich selbst auf stadtökologische Pfade begeben will, kann eine Buchung bei der Touristeninformation Weiden vornehmen. 

Bilder und Text: V. Bauer