(1.10.22) Erfolgreiche Maronen-, Steinpilz-, Pfifferling- und Rotkappenjäger*innen waren die zwei Dutzend Pilzbegeisterte wohl schon vor dem vergangenen Samstag. Denn wer sich bei Kälte und Nässe mit Förster und Pilzexperte Andreas Arnold ins Unterholz des Felixwäldchens wagt, hat seine Leidenschaft für die Pilze schon längst entdeckt. Und so ging es an diesem Samstag einmal nicht darum, seinen Korb mit wohlschmeckenden Schwammerl zu füllen, sondern eher seinen Kopf mit spannenden Informationen aus der Pilz-Welt, die laut Andreas Arnold schon physiologisch durch das Chitin als zentralen Bestandteil den Tieren näher steht als den Pflanzen. Es gibt wohl kaum eine Gattung an Lebewesen, die uns auf so viele unterschiedliche Arten überraschen kann und über die es so viele Geschichten zu erzählen gibt wie Pilze. Denn schon die Suche nach Gemeinsamkeiten innerhalb der Pilzwelt fällt schwer. Die meisten bestehen aus langen Fasern, anderen brechen sauber wie ein Apfel. Einige sind eine Delikatesse, andere riechen schon so stark nach Aas und Kot, dass an Verzehr gar nicht zu denken ist.
Wieder andere ahmen geruchlich eine Kartoffelkeller, Anis oder Knoblauch täuschend echt nach. Die meisten sind bräunlich-grau und verstecken sich förmlich vor den Augen gieriger Pilzsammler, andere dagegen protzen mit einer Farbintensität, die man sonst selten in der Oberpfalz sieht: Leuchtendes Rot, strahlendes Türkis, dunkles Lila, transparentes Gelb luken und hier und da aus dem Waldboden. Dabei unterscheiden sich Pilze auch optisch in ihrer "Reinlichkeit": Die einen verschimmeln förmlich im Zeitraffer, andere tropfen klebrig vor sich hin oder schieben leicht angeschmutzt Erde vor sich her, wohingegen wieder andere es mit der Reinheit frischen Schnees ohne weiteres aufnehmen können.
Dass Pilze auch völlig unterschiedlich auf ihre Umgebung und ihre Konsumenten wirken, wird in den spannenden Erzählungen von Andreas Arnold immer wieder deutlich.
Einige durchaus leckere Schwammer töten die Wirtsbäume, an denen sie wachsen, andere sind wichtige Zersetzer, ohne die der Wald - so vital wie er ist - gar nicht möglich wäre.
Für den Menschen sind einige Pilze ein Genussmittel, andere können ihm gefährlich werden, indem sie z.B. verhindern, dass Alkohol wieder abgebaut wird oder indem sie neurologische oder kardiologische Schäden verursachen. Dabei ist Andreas Arnold wichtig zu betonen, dass man wirklich nur die wenigen Arten essen sollte, die man ganz sicher bestimmen kann, weil selbst alte Pilzbücher die Gefahren oft unterschätzen. So lernt die Gruppe auch einen Pilz kennen, der noch vor einigen Jahren als guter Speisepilz galt, bei dem sich aber gezeigt hat, dass er in Wechselwirkung mit anderen Stoffen auch zu Muskelzersetzungen führen kann. Dass die Verwechslungsgefahr groß ist, konnte die Gruppe auf der kleinen Tour gleich zweimal selbst feststellen. Zum einen fanden sich auf ein und demselben Baumstumpf giftige und essbare "Stockschwämmchen", zum anderen standen auch zwei weiße Pilze direkt nebeneinander: Gift und Genuss waren sich hier ganz nah.
Unterwegs gab es aber nicht nur Geschichten zum Gruseln, sondern auch zum Schmunzeln. Dazu zählt sicher auch die Etymologie des "Hallimasch", zu seinem Namen kam, weil er schlecht gekocht Durchfall verursachen kann, der "Heil-im-Arsch". Amüsant war auch die Geschichte des Mu-Err-Pilzes - auch "Judas-Ohr", das hier in der Oberpfalz eigentlich immer an einer Baumsorte wächst, an der sich angeblich des Judas der Bibel erhängt hat.
Aber der Holunder wird zu unrecht verdächtigt. Er hat zwar schwarze Früchte, aber kommt im Nahen Osten schlicht nicht vor.
Es waren viele Geschichten, die Andreas Arnold an diesem Tag in seinem Pilzkorb und die 2,5 h-Tour packen konnte, aber es gäbe noch viel mehr zu erzählen.
(Text und Bilder: V. Bauer)