Dass ihn der LBV einmal auszeichnet, hätte sich Richard Hüttl aus Frankenreuth bei Waidhaus nicht träumen lassen. "Ich bin gar kein Vogelschützer oder Naturschützer", sagt er von sich selbst. "Ich dulde die Natur nur und manchmal greife ich auch ein." Wer allerdings Dutzenden von Mehlschwalben auf seinem Anwesen eine maßgeschneiderte Heimat bietet, der hat ganz sicher etwas für die heimische Tierwelt übrig. Über die gesamte Länge des stattlichen Wohngebäudes nisten die gefiederten Gäste unterm Dachvorsprung. Wer nach oben schaut, sieht waghalsige Flugmanöver unterm Oberpfälzer Himmel. Und wer die Fassade mustert, entdeckt auf dem Putz auch die Hinterlassenschaften der Vögel. Allein das wäre für viele ein Grund, die Mehlschwalben vom Grundstück zu verbannen. Nicht so Richard Hüttl: "Ich wasch die Wand halt jedes Jahr. Die Schwalben waren schon immer da." Dass er Besuch vom LBV-Vogelexperten Wolfgang Winter aus Weiden bekommen würde, war für den Frankenreuther dennoch eine echte Überraschung. Winter hatte eine Urkunde und eine Plakette im Gepäck, die der LBV unter dem Motto "Schwalben willkommen" an schwalbenfreundliche Häuser vergibt.
Natürlich nur, wenn die Naturschützer von solchen erfahren - und dafür hatte nicht Hüttl selbst, sondern eine seiner Mieterinnen gesorgt. Aline Bernardo, die es vor einigen Jahren aus Portugal in die östliche Oberpfalz verschlagen hat, hatte den LBV auf Hüttls Mehlschwalbenparadies aufmerksam gemacht, nachdem sie einen verunglückten Jungvogel in die Vogelstation nach Regenstauf gebracht hatte. Wolfgang Winter konnte zu den engagierten Frankenreuthern da nur noch sagen: "Sie machen alles richtig." Und wie sich herausstellte, ist die Natur wohl doch ein wichtiges Thema für Richard Hüttl, denn im Kalender seines Smartphones hält er auch fest, wann die Schwalben und andere Zugvögel in Frankenreuth eintreffen und wieder abfliegen. "Am 22. April sind sie heuer gekommen", erzählt der Quartiergeber und kann auch die alte Bauernregel bestätigen, die da heißt, "an Maria Geburt fliegen alle Schwalben furt". Bis dahin drehen sie aber noch viele Runden über dem ehemaligen Bauernhof in Frankenreuth, wo alle menschlichen Bewohner im Frühling sehnlichst die Rückkehr der gefiederten Pensionsgäste erwarten.
Text und Foto: Gabi Weiß