Aus der Reihe "Natur Pur" im Neuen Tag

Löwengruben im Waldboden

LBV-Natur-Kenner Wolfgang Winter über den Ameisenlöwen

Ein sehr seltsames Tier ist die Ursache für kleine zwischen 5 und 10 cm große Trichter im sandigen Boden. Seltsam hinsichtlich der Lebens- bzw. Ernährungsweise und seltsam hinsichtlich der Namen, die das Tier trägt.

 

An trockenen Stellen im Wald oder auch in Gärten, wo der Boden feinkörnig sandig ist, sind den Sommer über diese kleinen Krater oder Falltrichter zu sehen. Meist mehrere nebeneinander, gelegentlich so viele, dass es nach einer Krater-Kolonie aussieht.

Im Grund jedes dieser Trichter sitzt eine kaum 1,5 cm große borstige Insektenlarve mit kräftigen Kiefer-Werkzeugen, die eine Fang-Zange bilden.

 

Die Larve heißt „Ameisen-Löwe“, was die räuberische Ernährung und die häufigste Beute beschreibt.  Nach der Verpuppung, die ebenfalls im Boden erfolgt, schlüpft  ein feines schlankes libellenartiges Insekt, das aber nicht zu den Libellen, sondern zu den Netzfüglern zählt: Die Ameisenjungfer. Sie lebt nur wenige Wochen, während derer sie sich nachts auf die Jagd nach Insekten begibt, die sie im Flug erbeutet.


Das befruchtete Weibchen wird im Spätsommer ihre Eier nebeneinander in kleine Gruben im sandigen Boden legen, womit die direkte Nachbarschaft vieler Larven und deren Trichter im nächsten Jahr erklärt ist.

Jede Larve gräbt sich einen Trichter, zieht alle groben Steinchen und Pflanzenteile in den Untergrund, sodass die Krater-Wand sehr feinkörnig ist. Dann lauert der „Löwe“ am Grund des Trichters um, sobald ein Insekt hineinläuft, mit Sand um sich zu werfen, was die Beute tiefer in de Falle rutschen lässt, wo sie schließlich von den kräftigen  Mundwerkzeugen des Ameisenlöwen gepackt wird. Je nach Nahrungsangebot dauert die Entwicklung bis zur Verpuppung zwei oder drei Jahre.

 

Häufig zu sehen  sind die Fangtrichter im Manteler Wald mit seinen trockenen Sandböden. Aber auch am Fischerberg kann man sie an sonnigen, vegetationsarmen Stellen in feinkörnigem Boden entdecken. Die ausgewachsenen Insekten dagegen sieht man selten, da sie den Tag mit angelegten Flügeln in geringer Höhe an Halmen oder Zweigen sitzen und auf die Nacht warten.