Aus der Reihe "Natur Pur" im Neuen Tag

Alles, bloß kein Tannenzapfen!

LBV-Natur-Kenner Wolfgang Winter über Fressspuren an Fichtenzapfen

Foto: Wolfgang Winter
Foto: Wolfgang Winter

Das Bild (das ich auf dem Fischerberg fotografiert habe) zeigt die Reste von Fichtenzapfen: 

Von links nach rechts: 

  • Mäuse nagen die Zapfen-Schuppen sauber ab.
  • Eichhörnchen lassen nach der Mahlzeit eine struppig-fransige Zapfen-Spindel zurück.
  • Der Fichtenkreuzschnabel lässt alle Schuppen an der Spindel, schlitzt sie aber mit seinem speziell geformten Schnabel auf, um an die Samen zu gelangen.
  • Spechte dagegen haben einen sehr viel gröberen Schnabel als Werkzeug: sie zertrümmern die Zapfen.

Wer durch die Wälder streift, sieht in großen Mengen allerhand Zapfen auf dem Boden liegen. Zapfen, also die Früchte unserer Nadelbäume:  von Kiefern, Fichten, Lärchen und Tannen.

Halt!! Nicht die von Tannen.

 

Tannenzapfen liegen praktisch nie auf dem Boden. Tannenzapfen reifen auf dem Zweig der Tanne stehend, um dann zu zerfallen. Sie zerbröseln oben am Baum, nur die Schuppen fallen herunter und natürlich die geflügelten  Samenkörnchen.

 

All die großen, langen braunen Zapfen, die auf dem Waldboden liegen, sind Fichtenzapfen. 

Alle heimischen „Koniferen“ (= Zapfenträger) also Nadelbäume entwickeln Samen, die einzeln hinter Zapfenschuppen stecken. Die Frucht kann größer (wie bei Fichten und Tannen) oder kleiner sein, wie bei Lärchen und Kiefern, deren Zapfen nicht länger als 6 cm werden und eher rundlich sind. 

 

Die einzelnen Samen sind  in aller Regel  „geflügelt“, so dass der Wind sie weit forttragen kann, sobald der Zapfen reif und von Sonne und Hitze trocken ist und sich öffnet, um die Samen freizugeben.

Die Samenkörnchen sind zwar nicht groß, aber sehr energie- weil fetthaltig.  Das wiederum macht sie zu begehrtem Futter für viele Waldbewohner. 

Solange sich der Fichtenzapfen im Jahr nach der Blüte nicht geöffnet hat, was erst passiert, wenn Sonne und Wind ihn ausgetrocknet haben, gibt er seine wertvolle Fracht nicht her. Sturm und Hagel können auch den noch ungeöffneten Zapfen zu Boden werfen – mit den Samen darin.

Und weil die Samen hinter den Schuppen so nahrhaft sind, sind sie ein „gefundenes Fressen“. Egal, ob sie schon am Boden liegen, oder noch in luftiger Höhe in der Krone hängen. 


Spechte  zertrümmern die Zapfen geradezu um an die fette Beute zu gelangen. Filigraner geht der Fichtenkreuzschnabel vor, der mit seinen gekreuzten Schnabel-Spitzen die Schuppen aufbricht, um an die Körnchen zu gelangen. 

Nagetiere dagegen knabbern eine um die andere Schuppe von der Zapfenspindel und verspeisen so die dazwischen verborgenen Samen. Dabei arbeiten Mäuse im Ergebnis wesentlich gründlicher, als Eichhörnchen. Die Überbleibsel der Mahlzeiten lassen eindeutig auf den „Verzehrer“ schließen.