Naturschützer sind auf der Hut(h)

Frei nach Karl Valentin ließe sich sagen: Kultur ist schön, macht aber viel Arbeit. Zumindest dann, wenn es gilt, eine Wachholderheide von wild wucherndem Adlerfarn zu befreien. Natur und Kultur haben mehr miteinander zu tun, als man gewöhnlich denkt.
Denn was in unserem dichtbesiedelten, hochindustrialisierten Land als Natur wahrgenommen wird, ist fast ausschließlich Kulturlandschaft. Das trifft auch auf die Wacholderheide nahe dem kleinen Weiler Wampenhof zwischen Floß und Waldthurn zu. Dabei handelt es sich um Reste einer ehemaligen "Hutung" oder "Huth", die nicht nur ökologisch, sondern auch kulturhistorisch von Bedeutung ist.
Am trockenen, nährstoffarmen Hang oberhalb der Äcker ließen die Wampenhofer früher Rinder grasen. Das Vieh hielt die ehemals achteinhalb Hektar große Fläche frei von Bäumen und Büschen. Stachelige Pflanzen, wie etwa Wacholder, verschmähten die Tiere. Das kam den Wampenhofern nur recht: Die Höfe Nummer 1, 2, 3 und 5 besaßen das Nutzungsrecht für den Wacholder und schlugen ihn
zum Räuchern von Fleisch.


Heute sind von der ehemals stattlichen Wacholderheide nur noch rund 1,2 Hektar übrig, die der LBV zu Beginn der 2000er Jahre angekauft hat. Bereits im Jahr 1989 hatte die Pflege des Grundstücks, das im Naturpark Nördlicher Oberpfälzer Wald liegt und von ihm mitbetreut wird, begonnen. Damals war die Fläche dicht mit Kiefern und Fichten bestanden, auf gut der Hälfte hatte sich Adlerfarn ausgebreitet und nur noch ein gutes Viertel wies im Unterstand Wacholder auf. Der Baumbestand wurde größtenteils abgeholzt, auf Teilflächen die Streu abgebrochen und der Adlerfarn im Sommer ausgemäht.
Seitdem gab es viele verschiedene Versuche, die Wacholderheide von störendem Bewuchs freizuhalten. Es wurde gemäht, man ließ wieder Rinder und Schafe weiden, doch für die modernen Rinderrassen war das Futter nicht nahrhaft genug, und für den Schäfer wurde es schließlich unrentabel.
Trotzdem: Soll die Wacholderweide wenigstens teilweise erhalten bleiben und die Chance bestehen, dass sich seltene Pflanzen wie die Arnika auf dem trockenen, mageren Untergrund ansiedeln, muss der Farn weg. Und am besten ist es, wenn man das Übel an der Wurzel packt - also nicht nur die oberirdischen Pflanzenteile abmäht, sondern die Stängel ganz aus dem Boden reißt.
Genau das taten fünf Männer und drei Frauen von der Ortsgruppe Neustadt-Weiden an einem sonnigen, aber nicht zu warmen Freitagabend im Juni.
Nur mit Handschuhen und Säcken ausgerüstet, durchkämmte die Truppe das Grundstück. Beherzt zugegriffen, und mit einem kurzen Ruck ließ sich der Farn aus dem Erdreich ziehen. Was anfangs schien wie ein Projekt a la Sisyphos, nahm nach einiger Zeit doch Gestalt an. Haufen um Haufen an ausgerupften Stängeln wuchs in die Höhe, Sack um Sack füllte sich mit. Vorher-/Nachherfotos belegten den erfolgreichen Einsatz. Geschafft, aber auch zufrieden ließen sich die Naturschützer nach vollbrachtem Werk eine gute Brotzeit schmecken. Der nächste Einsatz auf der Huth kommt bestimmt, denn auch Naturschutz ist schön, macht aber viel Arbeit.

Bericht und Foto: Gabi Weiß